Aus der Geschichte

Die im 12. Jahrhundert errichtete Ostburg, wie sie anhand archäologischer Ausgrabungen durch Karl Dietel rekonstruiert werden kann (Hans Gründler, Sparneck).

Der Große Waldstein ist mit 877 Metern über NN die höchste Erhebung im nördlichen Fichtelgebirge. Typisch sind langgestreckte Felsburgen aus Kerngranit im Gipfelbereich, die auch Wollsackverwitterungen genannt werden. Es handelt sich dabei um Überreste aus der variskischen Faltung vor mehr als 300 Millionen Jahren.
Ausgrabungen beweisen, dass der Waldstein schon in der Jungsteinzeit von Jägern und Sammlern begangen wurde. Funde aus dem Frühmittelalter deuten auf einen Rastplatz hin. Seine größte Bedeutung erlangte der Waldstein jedoch im hohen und späten Mittelalter. Erstmals taucht die Bezeichnung „Cella Waltstein“ in einem Verzeichnis des Bischofs Otto I. von Bamberg auf (1102 – 1139).
In einer Urkunde Kaiser Friedrichs I. von 1170 wird ein „Getto von Waltstein“ als Zeuge genannt. Er dürfte es gewesen sein, der die erste Burg am Waldstein (Ostburg) erbaute oder Vorgängerbauten übernahm. Sie stand am nördlichen Fuß des „Schüsselfelsens“, der als natürlicher Schutzwall diente.
Getto stammte von der Burg Heitstein (bei Cham in der Oberpfalz) und kam in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Ministerialer (Gefolgsmann) mit den Markgrafen von Giengen-Vohburg ins Egerland. Hier beteiligte er sich am Landesausbau. Seine Ehefrau war Kunigunde von Roth aus dem Hause der Ministerialen von Kloster Langheim-Kunstadt.
1179 werden Gettos Söhne Rüdiger und Arnold genannt. Sie scheinen bald die Saalevesten Sparnberg und Hirschberg erbaut oder übernommen zu haben. Jedenfalls nannten sie sich fortan nach diesen Orten. 1206 lebte Kunigunde von Waldstein als Nonne im Zisterzienserkloster zu Bamberg, vermutlich eine Tochter Gettos. Nachdem sich Getto am Waldstein festgesetzt hatte, erwarben er bzw. seine Nachfahren das Münchberger Land und einen beträchtlichen Streubesitz, der von Sachsen über Böhmen bis zur Oberpfalz reichte.

Das Stammschloss der Herren von Sparneck im gleichnamigen Ort (Hans Gründler, Sparneck).

Um 1200 errichteten Gettos Enkel im nahen Sparneck eine neue Burg, die zum Stammsitz des gleichnamigen Geschlechtes werden sollte. Erstmals wird dort 1223 ein „Rüdiger von Sparneck“ urkundlich erwähnt. Die Blütezeit der Waldstein-Sparnecker Reichsritter lag zweifellos in der Mitte des 14. Jahrhunderts.
Als prominentester Vertreter der Familie trat dabei Ritter Rüdiger III. in Erscheinung. Er war 1336 Burggraf auf der Kaiserpfalz zu Eger, erbaute eine neue Burg auf dem westlichen Waldsteinfelsen (Westburg) und vermehrte den Sparnecker Besitz erheblich. Rüdiger stellte 1356 den Waldstein unter den Schutz der böhmischen Krone, was ihn vor dem Zugriff der Burggrafen von Nürnberg bewahrte. Seiner Stadt Münchberg verlieh er 1364 das moderne Nürnberger Stadtrecht und legte damit den Grundstein für deren Aufstieg. Nach Rüdigers Tod begann alsbald der Niedergang der Sparnecker Herrschaft. Münchberg und Weißdorf mussten schon ab 1373 an die Burggrafen verkauft werden.​​​​​​​

Die Zerstörung der Waldsteinburg. Zeitgenössischer Holzschnitt von Wolfgang Resch (StaBi Bamberg).

Am Anfang des 16. Jahrhunderts beteiligten sich dann die Sparnecker an der Fehde des berüchtigten Raubritters Hans Thomas von Absberg gegen die Stadt Nürnberg. Dieser brachte seine Geiseln gerne zum Waldstein, um sie in dem abgelegenen Verlies zu verstecken. Nicht selten hackte er ihnen eine Hand ab, die er nach Nürnberg schickte um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Im Jahre 1522 lagen drei prominente Geiseln in der „Mordgrube“ am Waldstein. Sie konnten jedoch entfliehen und ihr Versteck verraten. Daraufhin rüstete der „Schwäbische Bund“ ein gewaltiges Heer aus, das mit 10.000 Mann Fußtruppen, 1.000 Reitern, 22 Kanonen, 100 Büchsen und 900 Zentnern Pulver alle Nester ausräuchern sollte, die mit den Raubrittern im Bunde standen.
Der Strafzug des Schwäbischen Bundes erfolgte im Juni und Juli des Jahres 1523. Er wurde auch als „Fränkischer Krieg“ bezeichnet und bestens dokumentiert. Der Kriegsberichterstatter Wolfgang Resch fertigte von 23 brennenden Burgen zwischen Odenwald und Fichtelgebirge naturgetreue Holzschnitte an, die noch heute in der Staatsbibliothek in Bamberg aufbewahrt werden. Die Sparnecker Burgen Waldstein, Sparneck, Weißdorf, Uprode und Gattendorf bildeten einen Schwerpunkt des Feldzuges und wurden zerstört.
Die Waldsteinburg wurde nicht wieder aufgebaut. Lediglich das Torhaus brachte man im Spanischen Erbfolgekrieg (1701 - 1714) noch einmal notdürftig unter Dach, um eine Mannschaft unterzubringen, die bei Bedarf Signalfeuer geben konnte. Die dabei verwendeten roten Ziegel brachten der Burg später den Namen „Rotes Schloss“ ein. Das Interesse an den Ruinen erwachte erst wieder am Ende des 18. Jahrhundert, als die Romantik aufblühte und man sich an der urwüchsigen Natur erfreute, verbunden mit einer Hinwendung zur Sagenwelt und zum Mittelalter. Die alten Burgen wurden aufgesucht, kartiert und ihre Geschichte aufgeschrieben. Alexander von Humboldt, Ludwig Tieck und Johann Wolfgang von Goethe bereisten das Fichtelgebirge, der Hofer Gymnasialrektor Johann Helfrecht beschrieb die Altertümer des Fichtelgebirges und Professor Münnich die malerischen Ufer der Saale. Der Plassenburg-Kartograph Johann Christoph Stierlein zeichnete die vorhandenen Reste der Burgen mit großer Akribie.
Der Waldstein heute
Der Waldstein zählt heute zu den beliebtesten Ausflugszielen des Fichtelgebirges: Die beiden mittelalterlichen Burgen, die romanische Kapellenruine und der deutschlandweit einmalige "Bärenfang" aus dem 17. Jahrhundert laden zu spannenden Reisen in die Vergangenheit ein. Die Schüssel bietet einen phantastischen Rundblick über die Region und das vom Fichtelgebirgsverein verpachtete Waldsteinhaus lädt zu geselligen Runden ein. 
Der Bärenfang aus dem 17. Jahrhundert ist europaweit einmalig.
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Die Ruine der einst stolzen "Westburg" ist heute Kulisse für die Festspiele.
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Die "Mausefalle" ist ein perfektes Beispiel für die typischen "Wollsackverwitterungen" des Waldsteins.
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Die Kapellenruine der "Ostburg" aus dem Hochmittelalter.
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Die Schüssel bietet seit über 150 Jahren einen phantastischen Rundblick über das Fichtelgebirge.
Die Schüssel bietet seit über 150 Jahren einen phantastischen Rundblick über das Fichtelgebirge.
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